mit Schulwebrahmen
Diesen Schal habe ich selbst gewebt, per Hand auf meinem alten Schulwebrahmen aus Holz. Früher in der Schule konnte ich nichts mit dem Weben anfangen. Als mir mein gewebter Schal aus Irland an der Universität verloren gegangen war, erinnerte ich mich an meinen Schulwebrahmen. Also habe ich überlegt, wie ich es anstellen könnte nur mit Hilfe meines einfachen Schul-Webrahmens einen Schal zu weben.
Es ist definitiv eine Fleißarbeit. Ähnlich wie beim Stricken ist es im Grunde genommen immer die gleiche Hand-Arbeit, die ständig wiederholt wird. Durch das Weben bekommt die Wolle einen charakteristischen Look. Fransen, die sich automatisch oben und unten bilden, runden das Bild ab. Ich habe mich für eine Köper-Bindung entschieden.
Kette und Schuß
Kette: Das sind die Fäden, die auf den Webrahmen gespannt werden.
Schuß: mit meinem Schiffchen (das ist das Holz-Ding, wo mein Faden aufgewickelt ist) schieße ich durch die gespannten Fäden immer hoch und runter.
Je nachdem über wie viele Fäden ich webe und in welchem Rhytmus, entstehen unterschiedliche Muster.
Wird immer über 2 Fäden gewebt, in der nächsten Reihe jeweils um einen Faden versetzt, ist das Erscheinungsbild schräg, das nennt man Köper-Bindung. Köper ist eine Grundart des Webens, uns allen bekannt durch Jeanshosen.
Köper-Bindung
Hier ist deutlich zu erkennen, das immer über 2 Fäden gewebt wird. Das Schiffchen geht hoch über 2 Fäden, dann unter 2 Fäden. Also immer 2 oben, 2 unten. Wird dann in der nächsten Reihe um exakt 1 Faden versetzt gearbeitet.
Das sogenannte Fischgrät-Muster entsteht, wenn nicht kontinuierlich in eine Richtung versetzt gearbeitet wird, sondern ein Richtungswechsel eingearbeitet wird, wie hier an der Kante von hellblau zu rosa.
Proben
Zuerst fertige ich einige Proben zum Testen und Üben an, alle in Köper-Bindung.
An diesen kleinen Mustern erkennt man deutlich das diagonale Muster der Köper-Bindung. Außerdem haben beide Muster Streifen. Allerdings erscheinen sie unterschiedlich. Das linke Muster ist vom rosa-Schußfaden dominiert, das rechte Muster läßt die Streifen besser zur Geltung kommen.
Kette: 3 Farben (bordeaux, rot und grün)
Schuß: 1 Farbe in rosa
Kette: 1 Farbe (hell-bordeaux)
Schuß: 3 Farben
(dunkelgrün, bordeaux, hellgrün)
Farbauswahl
Ich entscheide mich für eine Kombination dieser beiden Varianten. Ich verwende 2 Farben für die Kette und 7 unterschiedliche Farben für die Streifen. Damit die fertige Arbeit nicht zu unruhig wird, wiederhole ich die Farben für Kette und Schuß: ocker und rosa
2 Kettfäden: rosa und ocker
7 Schußfäden: rosa, ocker, lila, hellblau, türkis, helles braun, hummerfarben
Vorbereitungen
Die Länge ist selbst bei diesem einfachen Schulwebrahmen variabel.
Die Fransen werden bei der Länge von Beginn an mit eingerechnet, denn das ist die natürliche Abschlußkante.
Die Breite richtet sich nach der Breite des Rahmens- breiter als Rahmen geht nicht.
Die tatsächliche Breite hängt von der Wolle ab und wie fest gewebt bzw. wie fest die Fäden durchgezogen werden. Wie auf meinen ersten Proben ersichtlich ist, bedarf es etwas Übung.
Kett-Fäden in den Webrahmen spannen.
Ein Schal ist definitv länger als so ein kleiner Rahmen. Deshalb wird eine der beiden Faden-Schienen herausgenommen und sowohl der Rahmen mit Schiene als auch die 2. Schiene am Tisch auf Wunsch-Länge mit Schraubzwingen festgeklemmt. Die Fäden werden eingehakt und gut befestigt. Sie können dann aufgerollt werden.
Hier sieht man die 2 Farben, die später ganz dezent zur Geltung kommen, je nachdem wie man den Schal trägt.
Nach dem Fäden-Einspannen und dem Aufrollen kann die Schiene wieder festgeklemmt werden.
Die Klemmen ermöglichen die Bearbeitung eines sehr langen Werkstückes. So werden immer wieder die Muttern gelöst, auf der einen Seite abgerollt und auf der anderen Seite aufgerollt.
Ich habe mir meine 7 Farben, die ich für die Streifen verwendet habe exakt zugeschnitten und einzeln vorbereitet. So konnte ich immer wieder eine neue Farbe auswählen und auf das "Schiffchen" aufwickeln.
Ich brauchte etwas Zeit, damit die Seitenränder halbwegs gerade wurden. Es war gut, daß ich zuerst mit den Probe-Stücken geübt hatte.
Köper-Bindung: immer 2 oben, 2 unten;
nächste Reihe um einen Faden versetzt
Um die Fäden eng aneinander zu setzen, werden die Fäden mit einem groben Kamm zusammengeschoben.
Nicht entmutigen lassen, es dauert eine Weile...
Abschlußarbeiten
Alle Fäden, die nach einem Farbwechsel entstehen werden vernäht.
Die Fransen entstehen ganz natürlich, es sind die Kettfäden, die schön glatt abgeschnitten werden. Zusätzlich habe ich Fäden zugeschnitten und jeweils Schlaufen als zusätzliche Befestigung angebracht.
Viel Freude!
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Sophia (Sonntag, 02 September 2018 12:52)
Hallo,
vielen Dank für die schöne Anleitung! Der Schal sieht so schön aus, dass ich jetzt auch Lust bekommen habe zu weben!
Welche Wolle hast du denn verwendet, also wie dick ist die?
Viele liebe grüße und danke für deine Antwort!
www.birthe.eu (Sonntag, 02 September 2018 20:28)
Liebe Sophia,
ich habe Léttlopi-Wolle (Reine Schurwolle) aus Island verwendet, die einige Menschen als kratzig empfinden. Ich liebe diese Wolle. Auf der Verpackung steht 4-5 mm als Angabe für die Nadeln. Mit dieser Dicke/Stärke komme ich gut/schnell voran, ich sehe relativ schnell ein Ergebnis (bei den ersten Proben) und ich kann deshalb gut experimentieren. Es ist ein dicker Schal geworden, passend für nordische Temperaturen. Hier im hessischen ist es häufig viel zu warm und mein Schal kommt hier in Hessen viel zu wenig zum Einsatz. Aber das ist auch immer ein sehr persönliches Temperatur-Empfinden... und dünnes Garn heißt mehr Arbeit...
Viel Freude und viel Erfolg wünscht Dir Birthe
silvia (Dienstag, 05 Dezember 2023 20:16)
Hallo Birte, ich bin heute zufällig auf deine Seite gestoßen. Großartig :-) Du hast einen sehr schönen Schal gewebt und es sehr gut erklärt , auch mit den unterschiedlichen Mustern. Ich kannte bisher nur ,, eins hoch, eins runter,,.
Ich habe nicht so viel Ahnung vom Weben, aber habe den Kindern auf der Arbeit an kleinen Webrahmen gezeigt, wie es geht.
Ich habe mich schon die ganze Zeit gefragt wie ich mit einem Schulwebrahmen also 30 cm breit, einen Schal weben könnte. Durch deine Beschreibung habe ich eine Vorstellung bekommen, aber ich muss es natürlich erstmal ausprobieren.
Sehe ich das richtig dass es zwei Möglichkeiten gibt, wenn man einen längeren Schal weben möchte?
Die eine habe ich, glaube ich, sehr gut verstanden. Man macht auf der einen Seite zwei Schrauben heraus und fixiert jeweils die vier Ecken mit insgesamt vier Schraubzwingen. Sollte ich einen Schal von einem Meter machen wollen, würde ist das so auf einem Tisch befestigen.
Ist aber gar nicht einfach, fällt mir gerade auf , weil Tische ja breiter sind. (?) Hhm...
Die andere Variante kann ich mir noch nicht so vorstellen:
,, Nach dem Fäden-Einspannen und dem Aufrollen kann die Schiene wieder festgeklemmt werden.
Die Klemmen ermöglichen die Bearbeitung eines sehr langen Werkstückes. So werden immer wieder die Muttern gelöst, auf der einen Seite abgerollt und auf der anderen Seite aufgerollt.,,
Muss ich also bei der Startseite die Fäden verknoten, so dass ich, wenn ich einmal hoch gewebt habe, das ganze abnehmen kann?
Das heißt auf einer Seite hänge ich den Schal aus, dann löse ich die zwei Flügelschrauben , wo ich noch aktiv webe, und stecke dies unten wieder in den Webrahmen?
Und dann muss ich neue Fäden spannen, um weiterweben zu können??
Entsteht da nicht ein Spalt??? Durch den Abstand des Holzes!?
Zum Testen/Ausprobieren müsste ich ein langes Probestück weben :-(
Ich hoffe mein Problem oder meine Frage ist verständlich geworden. weiß nicht , wie ich es anders ausdrücken soll.
Viele Grüße, Silvia
silvia (Dienstag, 05 Dezember 2023 20:17)
Sorry, natürlich, liebe Birthe!