eine Inspiration
Kurz vorweg
Ich erläutere nicht, wie man stricken lernen kann. Ich möchte hier erläutern, wie man, nachdem man die Grundtechniken (nämlich Maschen aufnehmen, Linke und Rechte Maschen) erlernt hat, solch ein Ergebnis erzielen kann.
Ich kann am besten Rechte Maschen stricken. Und ich wollte am Ende nichts zusammen nähen müssen. Wird im Kreis gestrickt, ergibt das ein glattes Maschenbild, obwohl nur Rechte Maschen getrickt werden.
Dieses Kleid entspricht meinen eigenen Ideen und Vorstellungen über das Stricken. Die Technik des Rundstrickens ist alt. Ich habe sie mir selbst überlegt und dann mußte ich feststellen, daß auf diese Art und Weise schon viel gestrickt wurde. Für mich ist das Rundstricken die beste Technik, die es gibt.
Das Kleid wird in einem Stück gestrickt.
Wenn es fertig ist, ist es fertig.
Dieses Kleid ist für mich ein Lehrstück. Ich habe unentwegt Rechte Maschen gestrickt. Abnahmen: 2 Maschen rechts zusammen gestrickt. Also wieder die gleiche Technik.
Bei der Raglan-Partie mußte ich nachlesen und habe "2 Maschen rechts überzogen" in mein Repertoire mit aufgenommen.
In diesem Beitrag beschreibe ich meine Vorgehensweise. Ich möchte inspirieren, nämlich wie aus wenigen Zutaten etwas Großartiges und Eigenes entstehen kann.
Kurzer Überblick
- Maschenprobe erstellen
- Figurine Zeichnen
- Maß nehmen und Maße eintragen
- Kleid zeichnen auf Figurine
- Bewegungs-Spielraum überlegen; Wie soll das sitzen, eng oder weit?
- Höhen festlegen
- Anfangen zu stricken: Begonnen wird jeweils unten mit dem Bund
- Bündchen stricken, 2 rechts, 2 links
- Körper auf großer Rundstricknadel im Kreis stricken; Ärmel auf Nadelspiel
- Ab Achsel-Höhe werden Ärmel und Körper auf eine einzige Nadel aufgenommen
- Start Raglan-Partie
- Bund für Ausschnitt stricken
- Abketten
Zutaten
Wolle nach Wunsch
Menge: Im Handarbeits-Geschäft beraten lassen. Das ist je nach Lauflänge, Kleiderschnitt und eigener Körper-Größe unterschiedlich. So mache ich das.
2 Rundstricknadeln
2 x Nadelspiel
Nadelstärke: Das hängt von der Wolle ab und von der eigenen Art zu Stricken. Ich lasse mich immer beraten. Grobe Angaben stehen auf der Woll-Verpackung.
Damit das Kleid zwischendurch anprobiert werden kann, werden 2 Rundstricknadeln benötigt.
2 Nadelspiele, damit die Ärmel gleichzeitig gestrickt werden können.
Maß nehmen
Ich messe alle relevanten Daten an meinem eigenen Körper aus. Denn ich hatte noch nie Modell-Maße.
Ich male mir eine kleine Figurine auf und trage die Daten direkt ein.
jeweils Umfang messen:
- Oberarm
- Brust
- Taille > dient u. a. als Orientierungspunkt
- Hüfte
- evtl. stärkster Punkt bei kräftigen Oberschenkeln, dann etwas tiefer messen
Das Wunschmodell
Das eigene Wunschmodell auf die Figurine malen.
Soll das Kleid locker sitzen oder eng?
Ich nehme zum Beispiel meine Hüft-Maße als
Ausgangspunkt:
Hüftumfang = Kleiderumfang bis Höhe Hüfte
Da ich den Rock bis zur Hüfte gerade hoch stricke, ist das mein Ausgangsmaß für den Start.
Längen werden überlegt, ermittelt und festgelegt.
- fertige Länge Kleid
- fertige Länge Ärmel
So können dann die Zwischen-Schritte ausgerechnet bzw. überprüft werden.
TIP
Hat man einen Rock oder ein Kleid, was einem sehr gut gefällt, kann man es anziehen und als Maß-Hilfe für Weite und Länge nutzen.
Die Maschenprobe
Die Maschenprobe ist das A und O des Strickens, da kommt man nicht dran vorbei. Ich stricke zum Beispiel sehr sehr fest und brauche aus diesem Grund immer die dickste Nadel, die auf der Wolle angegeben ist.
Zu Anfang habe ich so fest gestrickt, daß das Strickgut fast nicht mehr elastisch war. So sollte es nicht sein. Es soll weich und elastisch sein, aber nicht durchscheinend. Es macht Sinn verschiedene Nadel-Stärken zu kaufen, damit man testen kann. Rundstricken liefert ein anderes Ergebnis als eine kleine Maschenprobe, die man auf zwei Nadeln strickt. Deshalb nicht wundern, wenn es minimale Differenzen gibt.
Anhand der Maschenprobe wird per Dreisatz alles ausgerechnet. Der Dreisatz ist am bequemsten zu errechnen, wenn ich mit 10ern rechne. Deswegen benötige ich eine Maschenprobe, in der ich 10 cm Höhe x 10 cm Breite auslesen kann.
10 cm Breite entsprechen .... Maschen bei Nadelstärke ..... mm
10 cm Höhe entsprechen .... Maschen bei Nadelstärke .... mm
Ich schreibe mir immer die Nadelstärke mit dazu, falls ich mehrere Proben erarbeite.
Nun beginnt die Rechnerei. Diese Zahlen notiere ich alle in meine Zeichnungen.
Mein Bündchen ist 2 rechte Maschen, 2 linke Maschen gestrickt. 2+2=4
Das bedeutet, die Anfangsmaschenzahl muß durch 4 teilbar sein.
Anleitung im Detail
Die eingezeichneten Höhen dienen als Orientierungshilfe. Ich probiere das Kleid zwischendurch immer wieder an. Dazu die zweite Rundstricknadel verwenden.
Fäden verstricke ich über 3 Maschen und schneide sie dann kurz ab. Ich vernähe nur den Start-Faden und das Ende.
Start
Begonnen wird jeweils unten und es wird von unten nach oben gestrickt. Das bedeutet der Rock wird zuerst gestrickt. Soll das Kleid auf Taille sitzen, werden je nach Figur und Wunsch Abnahmen ab Hüfte eingearbeitet.
Errechnen der Zu- oder Abnahmen
Bei mir persönlich ist
Hüftumfang = Kleiderumfang und damit
= START-Maschenanzahl.
Denn ich stricke den Rock gerade hoch. Um nun zu errechnen, wieviel Maschen ich wann ab- oder zunehmen muß, dienen die Höhen:
Höhe = Teilstrecke
Ich stricke ab Start hoch bis zur Hüfte, ab dann erfolgt die erste Änderung. Denn die Taille ist der engste Punkt, da will ich hin, das ist meine nächste Teilstrecke.
Wie hoch ist die Differenz zwischen Kleider-Umfang in der Hüfte und Kleider-Umfang in der Taille in Centimetern? Wieviele Maschen sind das? Gleichmäßig über die nächste Teil-Strecke verteilen.
Ich setze 2 Abnahmestellen vorn, und 3 Abnahmestellen hinten und verteile die Abnahmen über die ganze Höhe.
Bündchen
2 rechte Maschen, 2 linke Maschen im Wechsel, das bedeutet, die Ausgangsmaschenzahl für Ärmel und Körper muß durch 4 teilbar sein. Oben am Halsausschnitt Maschen notfalls zusammen stricken.
Markierungen setzen
Zur besseren Orientierung setze ich Markierungen: jeweils seitlich, jeweils vordere und hintere Mitte. Ich arbeite das Vorderteil anders, als das Hinterteil. Denn hinten braucht mein Po Luft, vorne braucht mein Busen Bewegungsfreiheit. Durch entsprechende Ab- und Zunahmen wird so auf Maß gearbeitet.
fertig bis Raglan
Nach Fertigstellung des Kleides bis oberhalb des Busens/ bis zur Achsel und nach Fertigstellung der beiden Ärmel (in meinem Fall ist das bis zur bunten Wolle) werden alle Teile zusammen auf eine Rundstricknadel aufgenommen. Bevor mit dem Stricken der Raglan-Partie begonnen werden kann, muß errechnet werden, in welchem Rhythmus die Abnahme-Reihen stattfinden.
Wieviele Maschen existieren insgesamt? Wie eng soll es sein, wenn es fertig ist?
Es wird an vier Stellen abgenommen, jeweils 2 Maschen (vorne, hinten, rechts und links). Das bedeutet pro Abnahmerunde 8 Maschen weniger.
Mein Kleid geht vorne bis kurz unterhalb des Schlüsselbeins. Das ist die Höhe. Über diese Strecke wird abgenommen bzw. werden die Abnahme-Runden errechnet.
Raglan-Partie
Alles auf eine Nadel.
1 Runde Rechte Maschen stricken.
Markierungen setzen jeweils zwischen Ärmel und Kleid, jeweils vorn und hinten, also rechts und links. Die Markierungen liegen auf der Nadel und werden jeweils mit übernommen.
es gilt:
vor der Markierung: 2 Maschen zusammen stricken
nach der Markierung: 2 Maschen rechts überzogen zusammen stricken
Es wird über alle Maschen gearbeitet und wieder im Kreis gestrickt.
Ausschnitt bzw. Abschluß
Ich habe für mein Kleid keinen besonderen Ausschnitt gewählt, sondern höre einfach auf. Abschluß bildet das Bündchen, 2 R, 2 L. Dann wird abgekettet und es wird der Faden vernäht.
Viel Freude!
Wie ich zum Stricken kam, siehe Blogbeitrag: Verstrick Dich nicht!
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